Im Jahr 2022 feiert sie bereits ihr zehnjähriges Bestehen: die High Level Structure. Als Grundstruktur für Managementsystemnormen sorgt sie mit einheitlichen Definitionen und einem identischen Aufbau für eine erleichterte Anwendung unterschiedlicher Normen. In diesem BloQ-Artikel schauen wir uns die High Level Structure und ihre Vorteile einmal genauer an.

Vorteile der High Level Structure für Unternehmen

Mehr Durchblick im Normen-Dschungel: Die Vielzahl an branchen- bzw. sektorspezifischen Standards und Definitionen führte dazu, dass Normeninhalte für alle Beteiligten immer unübersichtlicher wurden. Gefordert war eine Lösung, die eine einfache Integration der unterschiedlichen Managementsystemnormen ermöglicht. Mit der High Level Structure führte die International Organization for Standardization (kurz ISO) daher eine einheitliche Grundstruktur ein. Sie ermöglicht es Unternehmen, Zeit und Kosten zu sparen, da sie ihre verschiedenen Managementsysteme deutlich effizienter unter einen Hut bekommen können.

Die High Level Structure selbst wurde als interne Verfahrensbeschreibung der ISO und nicht für die direkte Anwendung im Unternehmen entwickelt. Dennoch entstehen für Anwender:innen der auf ihr basierenden Managementsystemnormen viele Vorteile – mal ganz abgesehen von der einfacheren Integration unterschiedlicher Normen. So gibt es beispielsweise ein besseres Verständnis auf Seiten der Mitarbeiter:innen, da Normanforderungen über die verschiedenen Managementsystemnormen hinweg ähnlich formuliert sind. Außerdem fällt die Auditierung von Managementsystemen aufgrund der High Level Structure deutlich günstiger und schneller aus. Vor allem dann, wenn sich Unternehmen gleich in mehreren Bereichen zertifizieren lassen.

So ist die High Level Structure aufgebaut

Hauptziel der Grundstruktur ist Uniformität – über alle Bereiche hinweg. Die High Level Structure sieht identische Normabschnitte, einheitliche Artikelnummern und Kapitelüberschriften für alle Managementsystemnormen vor. Sie umfasst insgesamt 10 Abschnitte, die mittlerweile in allen Managementsystemen der ISO festgeschrieben sind. Die Kapitel im Überblick:

  1. Anwendungsbereich
  2. Normative Verweisungen
  3. Begriffe
  4. Kontext der Organisation
  5. Führung
  6. Planung
  7. Unterstützung
  8. Betrieb
  9. Bewertung der Leistung
  10. Verbesserung

Die Grundstruktur hat zwar per se keine neuen Themen eingeführt, legt aber besonderen Fokus auf einzelne Bestandteile. Vor allem die Abschnitte 4 bis 10 sind für die Zertifizierung relevant. Das sind zugleich jene Abschnitte, die mit dem PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) kompatibel sind. Dabei werden die einzelnen Kapitel den jeweiligen Phasen des Zyklus zugeordnet: „Plan” umfasst die Kapitel 4 bis 6, „Do” 7 und 8, „Check” 9 und „Act” den Abschnitt 10.

Auch die bedeutendste Norm im Qualitätsmanagement, die ISO 9001, ist heute nach der High Level Structure aufgebaut und veröffentlicht. Mit der Revision ISO 9001:2015 wurde die einheitliche Grundstruktur übernommen – somit war es die erste Managementsystemnorm, die von den Vorteilen der High Level Structure profitierte.

Darstellung der HLS-Kapitel und Zuweisung der PDCQ-Phasen

Die Abschnitte der High Level Structure lassen sich den PDCA-Phasen zuordnen.

Der Weg zum integrierten Managementsystem (IMS)

Es gibt wie erwähnt einen elementaren Vorteil, den die High Level Structure Unternehmen bietet: Unterschiedliche Managementsystemnormen lassen sich dank der einheitlichen Grundstruktur leichter integrieren. Methoden, die dazu dienen, Anforderungen aus den einzelnen Bereichen zu erfüllen, werden einfach zusammengefasst. So nutzen Unternehmen entstehende Synergien und ihre Ressourcen effizienter.

Neben dem Qualitätsmanagement werden unter anderem die Managementsystemnormen aus den Bereichen Umwelt- und Arbeitsschutz, Energiemanagement sowie Informationssicherheit berücksichtigt. Betrachten Unternehmen diese Managementsysteme nicht mehr isoliert, sondern ganzheitlich, verfolgen sie den Ansatz eines integrierten Managementsystems. Sie vereinen also mehrere Schwerpunkte in einem zentralen System. Zwar ist es möglich, Normen auch ohne die High Level Structure in ein ganzheitliches System zu integrieren; durch die vielen Vorteile, die die ISO-Grundstruktur bietet, passiert das allerdings deutlich schneller und mit weniger Aufwand.

Mit einem solchen integrierten Managementsystem wird letztendlich ein schlankeres sowie effizienteres Management ermöglicht. Außerdem verringert es die Gefahr von Silodenken – wir kennen es schließlich alle, wenn jemand nur seine oder ihre Abteilung im Blick hat … Es gibt darüber hinaus aber auch ganz praktische Vorteile für Unternehmen: Gesenkte Kosten, weniger Bürokratie, optimierte Prozesse und geringerer Pflegeaufwand sind nur einige davon. Die Entwicklung von individuell betrachteten Managementsystemen hin zum IMS zahlt sich für Unternehmen also in vielfacher Hinsicht aus.

Die Harmonized Structure löst die High Level Structure ab

Übrigens: Im Mai 2021 hat die sogenannte Harmonized Structure die High Level Structure ersetzt. Das bedeutet, dass von nun an die Harmonized Structure für die Ausarbeitung neuer und künftiger Überarbeitungen bestehender ISO-Managementsystemnormen verwendet wird. Die Kernelemente der HLS bleiben für die Harmonized Structure allerdings gleich. Im Wesentlichen geht es bei der Änderung um einige Klarstellungen und Nuancen, die eingeführt wurden.

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