Lutz Krämer: Wie bereits von Ihnen erwähnt, sollte Qualität nicht an wenige Personen im Unternehmen „wegdelegiert“ werden. Dieses umso weniger mit dem Verständnis für die Nähe von Qualität zur Nachhaltigkeit und umgekehrt. Nachhaltigkeit betrifft uns alle, also auch alle Mitarbeitenden und Stakeholder eines Unternehmens. Nachhaltigkeit lässt sich nicht wegdelegieren. Ist damit das isolierte Qualitätsdenken als Fachaufgabe auch ein Auslaufmodell?
Thomas Stöber: Um diese Frage besser beantworten zu können, gehen wir nochmals einen Schritt zurück. Es gibt regulative Anforderungen diverser Normen und weitere externe Anforderungen, z. B. kaufmännische Regeln, Gesetzesvorschriften, kundenbezogene Anforderungen oder z. B. die der Gesellschaft für ein faires Miteinander. Hinzu kommen interne Anforderungen, wie z. B. die der Mitarbeiter, der Investoren oder aus den Prozessen selbst. Damit das Unternehmen nun nicht zum Spielball zum Teil konkurrierender Interessen wird, bedarf es einer bewussten Positionierung des Unternehmens im Umgang mit den Erwartungen ex- und intern. Es ist zu klären, aus welchen Erwartungen konkrete Anforderungen für das Unternehmen werden und welche bewusst keine Berücksichtigung finden sollen? Damit es nun keinen willkürlichen Mix gibt, ist die Positionierung des Unternehmens entscheidend. In der Verantwortung steht hier an erster Stelle die oberste Leitung. Wofür steht sie ein? Wohin soll das von ihr geführte Unternehmen gelenkt werden, wie soll es sich entwickeln und welchen Beitrag können z. B. Mitarbeiter und Geschäftspartner leisten? Schnell wird nun klar, dass insofern man in der Vergangenheit Qualität noch als Aufgabe einiger weniger Spezialisten im Unternehmen gesehen und so auch delegiert hat, dieses spätestens bei der Nachhaltigkeit und der ihr gewidmeten großen Aufmerksamkeit nicht mehr funktionieren wird und kann.
Lutz Krämer: Was ist zu tun? Wie kommen wir in das richtige Handeln?
Thomas Stöber: Der Werkzeugkasten dafür ist bekannt, wir sprechen vom gelebten – besser noch vom von der Führung vorgelebten – Leitbild, von Unternehmenswerten, der Qualitäts- sowie Unternehmenspolitik und letztendlich ganz entscheidend von funktionierenden, wirksamen Prozessen. Liegt dieses Verständnis bei allen Beteiligten und der Führung vor, ist schnell klar, dass die vorhin diskutierte Rolle der Qualität im Verständnis eines Feuerwehrmanns viel zu kurz gedacht ist.
Lutz Krämer: Sie appellieren somit insbesondere an die oberste Leitung, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, um ein in diesem Sinne modernes Qualitätsverständnis zu platzieren?
Thomas Stöber: Richtig, aber dafür braucht es eben auch die Qualitätsmanager, die dieses moderne Qualitätsverständnis im Unternehmen einfordern und auch mitgestalten – damit Qualität für uns alle zur helfenden Hand in unsicheren Zeiten werden kann.
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