Ich erkenne drei bedeutende Subkulturen. Es ist erstens die Subkultur der Fehlervermeidung mit einer Haltung des „Do it right the first time“ (Philip Crosby). Sie ist geprägt durch Planung, Standardisierung, Disziplin in der Einhaltung von Regeln und Standards und vorausschauendes Handeln sowie auch durch eigen- und kollektivverantwortliches Handeln.
Es ist zweitens die Subkultur des Experimentierens mit einer Haltung des „failing forward“ (John Maxwell). Sie ist geprägt durch Experimentierfreude, die Bereitschaft, Irrtümer zu begehen und zu erkennen, Thesen zu verwerfen, eigene Entscheidungen zu revidieren sowie dies bei anderen zu respektieren. Eine solche Kultur ist eine wichtige Grundlage für die Innovationsfähigkeit.
Es ist drittens die Subkultur der Kontinuierlichen Verbesserung mit einer Haltung des „höher, schneller, weiter“ (Henri Didon). Sie ist geprägt durch Messen und Analysieren, durch Ambition und das gemeinsame Streben nach Verbesserung.
Die Subkulturen der Fehlervermeidung und der kontinuierlichen Verbesserung sind sehr gut kompatibel und können problemlos koexistieren. Aber die Subkultur des Experimentierens ist meistens nicht gut und nicht einfach mit ihnen kompatibel. Ich kann nicht gleichzeitig stimmig fordern: „Vermeide“ Fehler und „mach‘ Fehler“. Und auch kontinuierliche Verbesserung sowie Innovation unterscheiden sich sehr grundlegend. Was bedeutet das für Unternehmen, die ja in der Regel alle drei Stoßrichtungen verfolgen wollen und müssen? Wie erhalten wir ein gutes Sowohl-als-auch dieser Kulturen, statt Entweder-oder zu betreiben? Zunächst ist es wichtig, diese Subkulturen und die ihnen zugrundeliegenden Fehlerverständnisse überhaupt zu unterscheiden, inhaltlich und sprachlich. Nicht jeder im Unternehmen muss allen drei Subkulturen angehören. Dementsprechend empfiehlt es sich, nach Rollen zu differenzieren: Prozessleister, Verbesserer und Innovatoren. Dann gilt es, ein hohes Maß an gegenseitiger Wertschätzung dieser Rolleninhaber zu schaffen und zu fördern. Das erfordert die Wertschätzung der Innovatoren für die Regeldisziplin der Prozessleister und die Kleinschrittigkeit der Verbesserer. Und es erfordert deren Wertschätzung für das disruptive, experimentelle, revidierende Vorgehen der Innovatoren. Damit ist die Schaffung reifer Fehlerkulturen nicht abgeschlossen, aber immerhin die notwendige Voraussetzung dafür geschaffen.
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