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Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im modernen Qualitätsmanagement? Unser BloQ-Artikel zum Qualitätsmerkmal Nachhaltigkeit hat bereits gezeigt, dass sie längst ein entscheidendes Kaufkriterium bei Kund:innen ist und dass nachhaltige Prozesse bei der Produktentstehung für Unternehmen eine immer wichtigere Rolle spielen. Dieser Wandel betrifft die gesamte Organisation, auch das Qualitätsmanagement. Er setzt aber vor allem einen Perspektivwechsel voraus: Qualität ist heute nämlich viel mehr als eine Fachaufgabe des Qualitätsmanagements. Lesen Sie, warum der Qualitätsbegriff neu gedacht werden sollte, um den Voraussetzungen nachhaltiger Produkte und Prozesse gerecht zu werden.
Um zu erkennen, was sich verändern muss, sollte zunächst geklärt werden, wo wir überhaupt stehen. Bei der Frage, welche Verbindungen es zwischen Qualitätsmanagement und Nachhaltigkeit gibt, kommt es auf die Sicht des Betrachters oder der Betrachterin an. Man könnte nämlich auch fragen: Welche Rolle spielt QM bei agiler oder kreativer Zusammenarbeit? Auch wenn der Inhalt beider Fragen völlig ohne Zusammenhang erscheint, werden beide Antworten schnell mit einem über die Jahre gewachsenen Bild über das bisherige Qualitätsmanagement versehen.
Für manche lässt sich daraus ableiten, dass QM bei der Nachhaltigkeit eine eher untergeordnete Rolle spielt – wie auch bei kreativer Zusammenarbeit. Für viele im Unternehmen ist das Qualitätsmanagement eine Fachdisziplin, welche zwar die Zertifizierung verantwortet, die in ihrer Wahrnehmung aber nicht gerade für Kreativität oder Flexibilität steht. Und aus heutiger Sicht ist da vielleicht auch etwas dran: Das klassische QM verkompliziert Dinge, erhöht den Verwaltungsaufwand und tritt letztendlich sogar bremsend auf – das in Zeiten, in denen Unternehmen vor großen Veränderungen stehen und Geschwindigkeit suchen. Man traut es dem Qualitätsmanagement also schlicht nicht zu, hier einen innovativen, zukunftsweisenden Beitrag zu den großen Herausforderungen der Zeit leisten zu können, zu denen ressourcenschonende und umweltfreundlichere Prozesse zweifelsohne zählen.
Gefordert ist, ein völlig andersartiges Verständnis für das zu bekommen, wofür Qualitätsmanagement auch oder sogar insbesondere steht. Qualitätsmanagement ist viel mehr als das heute in vielen Unternehmen gelebte formelle Qualitätsmanagement. Wenn wir Qualität als das begreifen wollen, was sie wirklich ist, sollten wir besser von einem qualitätsorientierten Management sprechen. Dieses kleine Wortspiel verändert völlig die Perspektive: Nun geht es um verantwortungsvolle Unternehmensführung, bei der man die Interessen der Kunden, aber eben auch der anderen interessierten Parteien (Stakeholder), nicht nur kennen und verstehen will, sondern diese auch in die Qualitätspolitik des Unternehmens, seine Prozesse, Produkte, Dienstleistungen und in das gesamte gesellschaftliche Handeln integriert.
Qualität als Fachaufgabe des QM war vor diesem Hintergrund schon immer zu kurz gedacht. Sie ist auf das nächste Audit, die nächste Zertifizierung oder Vermeidung von Störfällen fokussiert. Qualität und ihre verantwortlichen Personen im Unternehmen spielen zumeist die Rolle eines Feuerwehrmanns; eigentlich möchte man ihn nicht sehen, aber es ist gut zu wissen, dass es ihn für den Notfall gibt. Qualität ist aber zunächst einmal eine, vielleicht sogar die Aufgabe der Führung selbst. Die Ergebnisse der Qualitätsarbeit liegen im Verantwortungsbereich der obersten Leitung. Produziert werden diese Ergebnisse über das gelebte „Doing“ im Unternehmen und nicht über ein Schattensystem für das QM.
Die Qualitätspolitik wird also von der Leitung verantwortet – sie ist das gelebte Führungsinstrument. Aus der Vision, der Mission, den Leitsätzen zieht das Unternehmen seine Identität, um sich zum Wohle der Kunden und interessierten Parteien durch Andersartigkeit und Innovationen gegenüber dem Wettbewerb zu differenzieren. Spürbare und erlebbare Qualität prägen das Image und somit auch die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Qualität ist dabei objektiv messbar, aber auch subjektiv fühlbar.
Nachhaltigkeit ist keine Modeerscheinung, sie ist eine Lawine in Zeitlupe. Der Wechsel dahin deutet sich seit langem an und ist unumkehrbar. Laut der Vereinten Nationen wurde circa ein Drittel der Weltbevölkerung nach 2001 geboren. Nimmt man noch die Generationen Y, also die von 1980 bis 2000 Geborenen, ergibt dies mit 64 % der Weltbevölkerung bereits heute die größte demographische Gruppe. Die biologische Uhr sorgt dafür, dass die Erwartungen der Y- und Z-Generation die Märkte und somit auch die Unternehmen verändern werden. Dass wir in Europa eine alternde Gesellschaft haben, ändert daran nichts. Wer in der Zukunft mitspielen will, wird sich an den großen Zielmärkten orientieren.
Nachhaltigkeit erscheint vielen dabei heute als der Universalschlüssel, den es zu besitzen gilt. Dabei ist Nachhaltigkeit mehr als nur eine Forderung. Es geht um einen ressourcenschonenden Umgang mit der Umwelt, faire Partnerschaft in der Zusammenarbeit – im Unternehmen, aber auch im Liefernetz – und ein glaubwürdiges, gesellschaftliches Handeln. Hier werden die Parallelen zur Qualität deutlich. Auch sie ist heute mehr als eine Forderung, die der „Feuerwehrmann QM“ erfüllen muss; vielmehr ist eine gute Qualität der Produkte und Prozesse das Ergebnis von abteilungsübergreifender Zusammenarbeit sowie einer Unternehmensstrategie, die auf – im wahrsten Sinne des Wortes – nachhaltigen Erfolg ausgerichtet ist.
Man kann der Nachhaltigkeit nicht eindimensional begegnen. Sonst könnte man sie ja auch wie bisher oft geschehen als ein weiteres Managementsystem, z. B. neben Umwelt und Arbeitssicherheit, im Unternehmen platzieren und an eine verantwortliche Person delegieren. Diese Person wäre dann der oder die Nachhaltigkeitsbeauftragte. Das wird per Definition nicht funktionieren, da Nachhaltigkeit langfristig und „über den Tellerrand“ schaut. Sie geht mit einem Wertewandel einher und betrifft alle Handlungen eines Unternehmens. Nachhaltigkeit ist vielschichtig und tritt global auf. Nachhaltigkeit erzeugt ihren Druck, bzw. Sog gerade aus der Vielschichtigkeit, bzw. ihren Wechselwirkungen.
Und genau da liegt die Nähe/Verwandtschaft zur Qualität. Man kann keine Qualität langfristig verändern, ohne sich der kulturellen, ökonomischen und technologischen Bedeutung bewusst zu werden. Qualität hat viele Handlungsfelder und die Bedienung der normativen Anforderungen ist nur eines davon. Qualität ist deshalb zunächst einmal eine Führungsaufgabe, weil es eine Aufgabe zur Entwicklung der Organisation ist. Eine Organisation ohne die Aspekte der Nachhaltigkeit zu entwickeln, geht heute schon nicht und morgen noch viel weniger. Daher ist Qualität das „Schweizer Taschenmesser“ für nachhaltiges Handeln.
Weitere spannende Impulse zum Thema „Nachhaltigkeit und Qualität“ bietet der aktuelle Artikel der Quality Engineering: Qualitätsmanagement unterstützt nachhaltiges Handeln. Schauen Sie gleich einmal rein!
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