IT-Systeme automatisieren zunehmend auch Büro-Routineprozesse und Routineentscheidungen. Die Frage ist nicht mehr, ob IT-Systeme eingesetzt werden, sondern wie gut sie integriert sind. Die gleichen Aufgaben, die ein Qualitätsmanager für die Organisation übernommen hat, stellen sich nun auf IT-Seite. Wie spielen IT-Systeme in den Prozessen zusammen? Prozessleistung ergibt sich auch aus den Faktoren automatisierte Schnittstellen, Datensicherheit und Datenintegrität. Datenintegrität ist dabei kein primär technisches Thema, sondern geht über die logische Korrektheit und Gültigkeit von Daten über verschiedene Anwendungen hinaus. Gleichzeitig braucht es Menschen, die diese Produkte, Dienstleistungen und Prozesse entwickeln, umsetzen und beherrschen. Um diese komplexen Hightech-Systeme zu entwickeln, ist das Know-how von Einzelnen und einzelnen Unternehmen meist nicht ausreichend. Entsprechend wird es immer wichtiger, in Teams und über Unternehmensgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten.
Viele der Grundprinzipien des Qualitätsmanagements wie Kundenorientierung oder Führung bleiben weiterhin wesentlich für den Erfolg. Die ISO 9001 Revision hat mit den Themen Kontext, risikobasiertes Denken und Veränderung bereits erste Meilensteine für die vuka-Zukunft gelegt.
Darüber hinaus sollten Unternehmen zumindest in folgenden drei Bereichen prüfen, ob ihr Qualitätsmanagement für die aktuellen Herausforderungen gewappnet ist:
1. Ist das Qualitätsmanagement im Unternehmen digitaler Vorreiter oder Nachzügler?
Unternehmen arbeiten daran, ihre IT-Systeme zu vernetzen und Datenintegrität sicherzustellen. Dies gilt nicht nur für die operativen Kernprozesse, sondern für alle Bereiche des Unternehmens und über die gesamte Lieferkette hinweg. Im Qualitätsmanagement findet man in Bezug auf Digitalisierung in der Praxis ein breites Spektrum: In manchen Unternehmen sind die qualitätssichernden Tätigkeiten und Methoden (Lieferantenbewertungen, FMEAs, Korrekturmaßnahmen, Maßnahmenlisten, Prüfplanungen, Arbeitsanweisungen etc.) digital und in die Kernprozesse integriert. Andere bauen auf spezifische CAQ-Systeme, und noch bei vielen gibt es Stand-alone-Anwendungen oder auch isolierte Tabellen oder Textvorlagen. Je komplexer das Unternehmen, umso aufwändiger ist es, den Überblick über die verschiedensten Einzelmaßnahmen zu behalten, die Umsetzung zu verfolgen und die Ergebnisse zu verstehen. Je näher die Qualitätssicherungs- und Verbesserungsaufgaben am Kerngeschäft sind – auch im Sinne der IT-Integration – desto höher die Aufmerksamkeit der Betroffenen.
2. Fördert das Qualitätsmanagement Agilität?
Die beschleunigte, digitale Welt bietet vielfältige Chancen, die zielgerichtet wahrgenommen werden sollten. Entwicklungszyklen für Produkte und Dienstleistungen werden kürzer, immer mehr Produkte beinhalten Softwareanteile, und es ist zunehmend wichtiger, individuelle Lösungen für Kunden bereitzustellen. Oft ist das Ziel am Anfang eines Projektes noch nicht klar. Der Lösungsraum enthält so viele Möglichkeiten, dass der Kunde keine klare Vorstellung von der Ideallösung hat. Es ist erforderlich, gemeinsam im Team gegenseitiges Verständnis für Aufgaben, Zukunftsvisionen und technische Lösungsmöglichkeiten zu schaffen. Dies gilt aber nicht nur bei Produkten für Kunden, sondern auch für interne Prozesse und Methoden, insbesondere wenn diese IT-gestützt sind.
Die Softwareindustrie hat schon vor über 20 Jahren veränderte Entwicklungsmethoden (vgl. das agile Manifest) gestartet, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Im Qualitätsmanagement werden diese Methoden noch wenig verwendet. Oftmals bedeutet Planung fixe, wasserfallartige Projektstrukturen, sind Zielveränderungen oder Niederlagen nicht vorgesehen, Nutzer und interne Kunden sind wenig eingebunden. Indikatoren, welche die Aufgabenerledigung in den Vordergrund stellen, können den Effekt noch verstärken. Hier sollten Qualitätsmanager die neuen Werkzeuge annehmen, um diese situativ in der Gestaltung der Systeme einsetzen zu können.
3. Ist Qualitätsmanagement eine Team-Aufgabe?
In einem komplexen Arbeitsumfeld mit laufend neuen Anforderungen ist es unwahrscheinlich, dass eine einzelne Person alle Aspekte gut abdecken kann. Qualität für Kunden herzustellen ist eine komplexe Aufgabe. Entsprechend ist Kreativität, das Arbeiten in Teams und Arbeiten über Unternehmensgrenzen hinweg zunehmend wichtig. In diesen Teams werden Rollen entsprechend der Aufgabe wahrgenommen. Eine starre hierarchische Struktur, in der Entscheidungen an oberster Stelle und nicht an der kompetenten Stelle getroffen werden, wirken dabei als Bremsklotz. Für komplexe Gestaltungsthemen im Qualitätsmanagementsystem ist gemeinsame, kreative Arbeit der Prozessbeteiligten erforderlich. Derartige Projekte können nicht per Workflow in Einzelaufgaben zerlegt werden. Entsprechend sollte die Funktion des Qualitätsmanagers gut in die wertschöpfenden Prozesse integriert sein. So kann er Innovationen und Veränderung im Unternehmen unterstützen und absichern.
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