Unsere Reihe zu den 9 Handlungsfeldern der Digitalisierung hat bisher einen Überblick über die vielfältigen Aufgaben, Herausforderungen und Chancen gegeben, denen Qualitätsmanager:innen in der digitalisierten Arbeitswelt begegnen. Doch was bedeutet das alles für den Stellenwert der Qualitätsmanager:innen im Unternehmen? Welchen Einfluss nehmen sie auf die Weiterentwicklung und die Zukunft?

Fristet das QM ein Schattendasein?

Sie können sich anhand unserer vorherigen Artikel bereits denken, dass das Qualitätsmanagement eine bedeutende Rolle bei der Weiterentwicklung spielen kann. Defizitär betrachtet sieht es jedoch – etwas überspitzt formuliert – wie folgt aus: Hierarchisch vielfach im mittleren Management positioniert, entziehen sich Qualitätsmanager:innen den Möglichkeiten der Mitgestaltung bei großen Veränderungen im Unternehmen. Nicht zuletzt, um so den möglichen Risiken des Scheiterns aus dem Weg zu gehen. Sie ziehen sich zurück, da sie gegen mächtige Abteilungen und Linienmanager zu wenig bewirken können.

Dieser Kritik ausgesetzt ist die Prozessgestaltung in manchen Unternehmen zu einem Prozessmalen verkommen. Qualitätsmanager:innen stellen ihr eigenes Licht unter den Scheffel und fokussieren sich auf den kleinen, von ihnen beherrschten Raum. Dass sie damit nicht ihr volles Potenzial entfalten, liegt auf der Hand. Schließlich verfügen sie über enormes Wissen, welches für notwendige Veränderungen und die Zukunft enorm an Bedeutung gewinnt.

Die ISO schafft Abhilfe

Doch mit der Revision der ISO 9001:2015 liegt eine überarbeitete Handlungsaufforderung für ein systemisches Vorgehensmodell vor. Die Digitalisierung der Arbeitswelt und die Veränderungen in den Geschäftsmodellen nehmen keine Rücksicht auf Abteilungsgrenzen und machen auch keinen Halt vor dem Aufgabenfeld des Qualitätsmanagements.

Was die ISO 9001 fordert, ist das Prinzip eines wirksamen und somit gelebten Managementsystems: Alles wird zum System und das nicht nur innerhalb des eigenen Unternehmens, sondern in der kompletten Wertschöpfung im gesamten Liefernetzwerk. Und genau hier leisten Qualitätsmanager:innen einen enormen Beitrag: Sie haben die methodische Kenntnis und die Erfahrung, um mit Maßnahmen und Methoden für ein gutes Geschäftsverhältnis mit Kunden und Lieferanten zu sorgen. Außerdem sind sie für die nachhaltige Lieferantenentwicklung zuständig.

Die Devise: selbst aktiv werden

Es gibt sie bereits: Engagierte und gut ausgebildete Qualitätsmanager:innen, die ihre Chance sehen. Systemwissen wird gebraucht – und vielleicht vermuten Außenstehende dieses Wissen nicht im heutigen Qualitätsmanagement. Das führt dazu, dass nur wenige die heimlichen Fähigkeiten der Qualitätsmanager:innen entdecken, systemisch zu denken.

Aber wie wird man auf Sie aufmerksam? Indem sie selbst aktiv werden. Indem sie Ihr Wissen sinnstiftend in die Transformation hin zu einer digitalen Welt einbringen, darüber sprechen und bei Bedarf vermitteln. Auch wenn es Zweifel geben kann, ob das funktioniert, nachdem über viele Jahre für Prozesse gekämpft, Systemdenken eingefordert wurde und es am Ende doch nur um Zertifikate und Auditierungen ohne Abweichungen ging: Die Alternative wäre nicht besser. Sie würde bedeuten, von der aktiven Gestaltung des Wandels ausgeschlossen zu sein.

Der Blick nach vorn

Wird sich von nun ab alles (zum besseren) verändern? Möglicherweise, vielleicht auch nur bis zu einem gewissen Grad. In jedem Fall aber ist es an der Zeit, Farbe zu bekennen, um Qualität als Unternehmensaufgabe zu positionieren. Damit ergeben sich viele Chancen für das Qualitätsmanagement und diese bestimmen das zukünftige Handeln der Qualitätsmanager:innen.

Was bestimmt das Handeln der Qualitätsmanager:innen? Wo geht es um Modellierung systemübergreifender Prozesse, wo treten Ursache- und Wirkungsmechanismen zu Tage? Wie können wir dabei helfen, dass Unternehmen und Mitarbeiter:innen gemeinsam die Digitalisierung – mithilfe eines gelebten Managementsystems und auf Basis der Anforderungen aller Stakeholder – erfolgreich gestalten, sodass diese nicht wie allzu oft in der Vergangenheit an der Unternehmensgrenze endet?

Voraussetzung ist, dass die Qualitätsmanager:innen sich selbst ins Spiel bringen. Die Zeit und die jetzige Chance sind viel zu kostbar, um darauf zu warten, „entdeckt und gebeten“ zu werden. Sie müssen auf die Kolleg:innen zugehen, mitgestalten und das entdecken, was Organisationen ausmacht: Die Menschen dahinter, die mit Leidenschaft und Überzeugung Gutes tun und erreichen möchten.

9 Handlungsfelder der Digitalisierung:

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