Aus den Anforderungen an das Qualitätsmanagement durch Normen, Gesetze und Kunden resultiert das dritte Handlungsfeld des Qualitätsmanagements. Kritisch müssen sich alle Beteiligten fragen: Hat das Qualitätsmanagement mit Blick auf Normen-, Richtlinien- und Gesetzeskonformität einen Bestandsschutz gegenüber jeglichem Wandel und Veränderungen, denen andere Abteilungen des Unternehmens ausgesetzt sind?

Oder anders gefragt: Kann sich das Qualitätsmanagement darauf verlassen, dass alles so bleiben wird? Gibt es vielleicht Kräfte, die daran arbeiten, den Elfenbeinturm niederzureißen, insofern sich das Qualitätsmanagement in einem solchen wähnt oder von Anderen darin gesehen wird? Dann stellt sich die Frage, ob das Qualitätsmanagement überhaupt noch einbezogen wird in Gespräche über den notwendigen Wandel im Unternehmen oder über zukünftige Geschäftsmodelle.

Der schmale Grat

Es mag einfacher erscheinen, nicht in kontrovers geführte und emotional betonte Diskussionen um zukünftige Geschäftsfelder involviert zu sein. Vielleicht ist es auch nicht die Stärke eines jeden Qualitätsmanagers, sich in diese Themen einzubringen und mitzuwirken, wenn im gleichen Zuge Anforderungen von außen, also auf Kundendruck, ihn vollends beschäftigen.

Was aber, wenn diese Anforderungen etwas damit zu tun haben, dass sich auch der Geschäftspartner Gedanken über sein Geschäftsmodell macht und jetzt daraus neue Anforderungen an das Qualitätsmanagement des Zulieferers entstehen? Wäre es nicht besser, durch aktive Teilnahme an den internen Diskussionen im eigenen Haus, bereits auf diese Kundenerwartungen vorbereitet zu sein? Die Aufgabe des Qualitätsmanagers in Zeiten der Digitalisierung und digitalen Transformation ganzer Prozesse ist es, diesen schmalen Grat zwischen externen Einflüssen und der aktiven Mitgestaltung im Unternehmen zu meistern. Keine leichte Aufgabe, wohlgemerkt.

Dieses Handlungsfeld folgt daher logischerweise den ersten beiden Handlungsfeldern und sorgt für Akzeptanz des Qualitätsmanagements in Zeiten des Wandels. Auch ist es ein aktiver Beitrag bei der Entwicklung des neuen Berufsbilds eines Qualitätsmanagers. Es ergeben sich priorisierte Aufgaben mit großem Potenzial für die Zukunft. Nicht nur, weil der Qualitäter mit ständig wachsenden Anforderungen zurechtkommen muss, sondern weil er gleichzeitig dafür sorgen muss, dass seine Arbeit für den Unternehmenserfolg relevant bleibt.

Was bedeutet die Entwicklung für den Q-Manager?

Schon die ersten Handlungsfelder haben gezeigt: Die Anforderungen an Qualitätsmanager haben in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Dies geht soweit, dass es heute für eine einzelne Person fast unmöglich ist, allen Anforderungen gerecht zu werden. Und hier liegt auch ein Teil des Problems: Effizienzdruck sowie knappe Personalbudgets gehen auch am Qualitätsmanagement nicht spurlos vorbei und nicht selten ist das verbleibende Team nur noch auf das operative Reagieren fokussiert.

Komplexere Produkte und Methoden machen die Beurteilung der Produkt- und Prozessqualität immer schwieriger. Außerdem gibt es zahlreiche branchenspezifische Qualitätsnormen und wachsende Anforderungen auf Seiten der Kunden, auf die Unternehmen reagieren müssen. Für eine einzelne Person ist die Vielzahl an entstehenden Aufgaben schlicht nicht zu bewältigen. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es schließlich auch im Qualitätsmanagement nicht. Um dem Wandel zu begegnen, muss das Berufsbild des Q-Managers also neu ausgerichtet, vielleicht sogar ganz neu definiert werden.

Natürlich muss sich der Qualitätsmanager mit der alltäglichen Qualitätssicherung auseinandersetzen und dabei die stetig zunehmenden Normanforderungen berücksichtigen. Im Sinne des Bestandsschutzes sollte es aber ebenso eine zentrale Aufgabe sein, die Geschäftsprozesse stetig zu verbessern und das Qualitätsmanagementsystem aufrechtzuerhalten. Der Qualitätsmanager kann mit seinen Einblicken und Erfahrungen an der strategischen Unternehmensentwicklung mitwirken: Mitarbeiter werden von ihm geschult und für das Thema Qualität sensibilisiert, damit Qualität nicht nur gehört wird, sondern einen aktiven Beitrag zur Gestaltung des Unternehmens leistet. Qualitätsmanagement ist Wertemanagement und dient der langfristigen und nachhaltigen Wertsteigerung für Kunden, Kapitalgeber und weitere, legitime Anspruchsgruppen. Es bedarf dieses Bewusstseins, um das Unternehmen zunächst strategisch zu positionieren und dann schrittweise und nutzenorientiert auszurichten.

9 Handlungsfelder der Digitalisierung:

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