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Die ISO 9001 wird überarbeitet – das hat die Internationale Organisation für Normung (ISO) bekanntgegeben. Acht Jahre sind seit der Neufassung von 2015 vergangen und etwa zwei Jahre seit der Entscheidung gegen eine Revision nach fünf Jahren. Nun hat sich das zuständige Komitee innerhalb der ISO doch für eine Aktualisierung entschieden. Aber wie kommt es überhaupt zu der Entscheidung, eine internationale Norm zu überarbeiten und welche Faktoren könnte eine neue Version berücksichtigen?
Mit über einer Million Zertifizierungen weltweit nach ISO 9001 – davon fast 50.000 in Deutschland – handelt es sich um die am häufigsten umgesetzte internationale Norm, wie Zahlen der ISO zeigen. Viele branchenspezifische Normen basieren auf der ISO 9001 – unabhängig davon, ob diese von der ISO selbst oder von anderen Organisationen herausgegeben werden. Es handelt sich also um die Norm, nach der Unternehmen auf der ganzen Welt ihr Managementsystem aufbauen und sie kann getrost als die Mutter aller Managementsystemnormen bezeichnet werden. Entsprechend groß ist ihr Einfluss auf die Arbeit von Millionen Menschen und auf die Qualität von Produkten und Prozessen auf der ganzen Welt.
Die ISO überprüft regelmäßig, ob die von ihr herausgegebenen Normen international akzeptiert und deren Inhalte noch zeitgemäß sind. Dazu hat die Organisation einen umfangreichen Prozess entwickelt, den sie als systematischen Überprüfungsprozess (systematic review process) bezeichnet. Am Ende dieses Prozesses wird das Dokument entweder in seiner bestehenden Form bestätigt oder eben einer Revision bzw. Anpassung unterzogen. Ergibt die systematische Überprüfung, dass weltweit kaum jemand die Norm anwendet, dann kann diese im Ergebnis auch zurückgezogen werden. Die Verantwortung liegt beim jeweiligen technischen Komitee innerhalb der ISO – in diesem Fall das für Qualitätssysteme zuständige Komitee ISO/TC 176/SC2.
Spätestens fünf Jahre nach der Veröffentlichung einer internationalen Norm oder der Entscheidung für deren Beibehaltung wird der Prozess in Gang gesetzt, wobei auch eine vorzeitige Revision jederzeit möglich ist. Im Falle der ISO 9001:2015 war es also 2020 erstmals an der Zeit für eine Überprüfung. Dazu wurden, wie im systematischen Überprüfungsprozess vorgesehen, auch die nationalen Normungsorganisationen involviert. Diese bekamen den Auftrag, sich mit den Stakeholdern in ihrem Land zu beraten, um Erkenntnisse zur Anwendung und Aktualität der jeweiligen Norm zu gewinnen, und ihre Antwort auf die Befragung anschließend an die ISO zu übermitteln.
Diese Befragung ergab damals eine knappe Mehrheit für eine unveränderte Beibehaltung der ISO 9001. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine ebenfalls im Jahr 2020 durchgeführte Umfrage unter den Anwender:innen der Norm. Die finale Entscheidung über das weitere Vorgehen lag wiederum beim Komitee. Dieses entschied sich auf Basis dieser und weiterer Faktoren dann 2021 zunächst gegen eine Revision. Aufgrund des knappen Ausgangs der Mitgliederbefragung und der Nutzerumfrage fiel aber gleichzeitig die Entscheidung, im Rahmen eines Vorstufenprojekts zu prüfen, ob eine Revision schon vor Ablauf der fünf Jahre sinnvoll wäre.
Ab Juni 2023 hat das Komitee dann erneut über eine mögliche Revision der ISO 9001 abgestimmt – und sich diesmal mit der erforderlichen einfachen Mehrheit seiner Mitglieder dafür ausgesprochen. Wie die Deutsche Gesellschaft für Qualität berichtet, soll die nun anstehende Überarbeitung „unter anderem die Auswirkungen der globalen Veränderungen [...] sowie Veränderungen in der QM-Anwendung und durch den Einsatz neuer Technologien“ berücksichtigen.
So dürfte kaum jemand im Jahr 2015 vorhergesehen haben, dass die Auswirkungen einer weltweiten Pandemie und eines Krieges in Europa ganze Lieferketten derart in Mitleidenschaft ziehen würden. Auch die Chancen und Risiken von Technologien wie künstlicher Intelligenz oder 5G waren zum Zeitpunkt der letzten Revision noch kein Thema. Denkbar ist, dass die ISO 9001 in Zukunft auch Produktqualität und Liefertreue in den Fokus setzt und darüber hinaus stärker auf Themen wie Resilienz, Nachhaltigkeit, kollaborative Lieferketten, Agilität und Veränderungsmanagement eingeht.
Update, 16.08.2024:
Die Revision der ISO 9001 verzögert sich: Laut der Deutschen Gesellschaft für Qualität wird die Veröffentlichung nicht mehr wie bisher geplant Ende 2025, sondern erst 2026 erwartet. Zudem berichtet der Artikel über die Gründe für den veränderten Zeitplan sowie darüber, in welchen Themenbereiche Änderungen zu erwarten sind.
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